© Burkhard Heise, 2010
Ausgangspunkt für eine Mischung ist die Mitte der Stereobasisbreite, dorthin werden Monosignale wie zum Beispiel Gesang, Bass oder Bass-Drum, platziert. Dreht man den Panoramaregler (Panpoti) des Kanalzuges einer monofonen Quelle nach einer Seite, wandert die Phantomschallquelle auf der Lautsprecherbasis mit. Der Panoramaregeler ist ein gegensinniger Pegelregler, der den Pegel für einen Stereokanal abschwächt und für den anderen Kanal gleichermaßen erhöht. Die Position der Schallquelle auf der Lautsprecherbasis wird in diesem Fall durch Pegelunterschiede eingestellt. Die Bezeichnung für diese Art der Stereofonie ist Pegeldifferenzstereofonie. Für Monosignale können Sie mittels Panpoti die Anordnung auf der Stereobasis beliebig variieren.
In der Praxis am Mischpult genügt es, sich die markanten Punkte der Stereobasis einzuprägen und sich bei der Verteilung der (monfonen) Schallquellen daran zu orientieren. Glauben Sie wirklich, dass man bei komplexer Instrumentierung in der Lokalisation einer Einzel-schallquelle zwischen 25% rechts und 30% rechts unterscheiden kann?
Allerdings dürfen Sie sich nicht taub auf Ihre Panpotis verlassen, denn das, was die aufgedruckten Skalen anzeigt, kann sehr weit an der Realität vorbeigehen. Der Grund ist, dass die Schaltung der Panpotis nicht ganz trivial ist. Die Leistungssumme auf der Stereosammelschiene soll stets konstant bleiben, deshalb benötigt man eine Absenkung von -3 dB in der Centerposition. Was rechts an Pegel zunimmt muss links im selben Maße abnehmen und umgekehrt. Kurzum, eine saubere Schaltung ist aufwändig und teuer, deshalb ist man hier gerne etwas "großzügig" was die Präzision anbelangt.
Aufgabe: Überprüfen Sie mit einer Monoschallquelle (Stick oder Snare) die tatsächliche Wirkung der Panpotis Ihres Mischpultes und markieren Sie die Positionen der wichtigen Hörereignisrichtungen. Entspricht die Hörereignisrichtung links tatsächlich der Einstellung des Panoramareglers? Überprüfen Sie die Positionen Ihrer Panpotis für 10%, 25 %, 50 % und 75 % Hörereignisrichtung und bringen Sie gegebenenfalls neue Markierungen am Panpoti an.
Übrigens gibt es neben der streckenlinearen Einteilung der Sterobasis auch noch die winkellineare Einteilung. Praktisch dasselbe, nur in Winkelgraden angegeben. Aber wer kann schon bei 40° links intuitiv sagen, wo das genau sein soll? Mir gefällt die streckenlineare Einteilung besser.
Wie steht es nun mit Stereosignalen, die wir im Mix seitlich verschieben wollen? Hier ist eine Fallunterscheidung wichtig. Sofern es sich um stereofone Quellen handelt, die nur Pegeldifferenzen enthalten. können Sie diese ebenfalls beliebig mittels Panpoti hin- und herschieben. Die Sache ist schnell erledigt. Anders bei Stereoquellen, die Laufzeitdifferenzen enthalten:
Sobald Laufzeitunterschiede im Stereosignal enthalten sind (und das ist oft der Fall) heißt es für diese Tracks am Mischpult:
Volle R/L- Ausrichtung beider Panpotis und dann Finger weg!
Jede Einengung oder Unterschiedlichkeit der Panpotis wird zu einer Klangverschlechterung führen. Die Räumlichkeit bricht schnell zusammen. Ebenso verliert man Tiefenstaffelung und es können mitunter sogar unangnehme Kammfiltereffekte hörbar werden. Das gegensinnige und klangschädigende "Aushandeln" von Laufzeitdifferenz und Pegeldifferenz heißt "Trading". Trading macht den Klang verwaschen und führt zu unklarer Lokalisation.
Die Gründe dafür liegen im elektrischen "Übersprechen" der beiden Kanäle bei eingeengtem Panorama. Als einzige Rettungsmöglichkeit können Sie die Kanäle vertauschen, dann wandert das Signal um denselben Betrag auf die andere Seite. Damit ist die Aufnahme zwar nicht mehr abbildungsrichtig, aber die Klangqualität bleibt erhalten.
Als letzte Rettungsmöglichkeit können Sie die Positionierung in begrenztem Maß nur noch durch Pegeldifferenz über die Kanalfader beeinflussen. Sie müssen dabei sehr genau hinhören, ab wann sich der Klang bei dieser Notmaßnahme hörbar verschlechtert.
Trading, das gegensinnige "Aushandeln" zwischen Laufzeitdifferenz und Pegeldifferenz, zerstört schnell die Klangqualität.
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